Mit dem Riesenrad zur erfolgreichen Engagementförderung in der Jugendverbandsarbeit
Ehrenamtliche gestalten Freizeitangebote, organisieren Workshops, setzen sich für ihre Peers ein – kurz gesagt: Sie machen unsere Arbeit erst möglich. Doch stehen wir immer wieder vor neuen Herausforderungen, wenn es darum geht, junge Menschen für Engagement zu gewinnen. Die Welt verändert sich und mit ihr auch die Art und Weise, wie sich junge Menschen engagieren. Demografischer Wandel, Digitalisierung und die Flexibilisierung der Freizeitgestaltung haben das Ehrenamt in einen beschleunigten Wandel versetzt. Klassische, langfristige Engagementformen werden immer unattraktiver, während kurze, informelle oder digitale Projekte beliebter werden. Diese Veränderungen fordern uns heraus, auch unsere Strukturen und Angebote anzupassen.
Hier kommt Engagementförderung ins Spiel. Ihr Ziel ist es, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es jungen Menschen leicht machen, sich einzubringen und wohlzufühlen. Sie sorgt dafür, dass ihre Arbeit wertgeschätzt wird und dass sie in unserer Organisation nicht nur „irgendwie dabei“ sind, sondern wirklich etwas bewegen können. Engagementförderung funktioniert dann am besten, wenn wir die Interessen und Stärken der Engagierten mit den Zielen des Jugendverbands bzw. der Organisation in Einklang bringen. Nur wenn wir die Bedürfnisse junger Menschen kennen und ihnen passende Angebote machen, können wir sicherstellen, dass wir auch in Zukunft genügend engagierte Köpfe und Hände haben.
Das Riesenrad der Engagementförderung
„Das Riesenrad der Engagementförderung“ ist ein Modell der Akademie für Ehrenamtlichkeit. Es bietet einen umfassenden Ansatz, um die verschiedenen Aspekte von Engagementförderung im Blick zu behalten. Es hilft, strukturiert und kreativ auf die Herausforderungen der Zukunft zu reagieren und Jugendverbandsarbeit zukunftsfähig zu gestalten und Strukturen und Prozesse effektiv anzugehen.
Die Prämisse: Engagementförderung ist wie ein Riesenrad – ein System, das auf einem stabilen Fundament steht, sich stetig bewegt und in dem alle Teile miteinander verbunden sind. Die Gondeln des Riesenrads symbolisieren die zentralen Elemente der Engagementförderung, die in Bewegung bleiben und sich gegenseitig beeinflussen. Die Streben halten alles zusammen und verdeutlichen, dass die Förderung auf festen Rahmenbedingungen basiert.
Die Einzelnen Teile des Riesenrads
1. Rahmenbedingungen für Engagementförderung
Damit das Riesenrad rund läuft, müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Ressourcen, Entscheidungsprozesse und eine wertschätzende Atmosphäre bilden das Fundament.
Praxistipp: Stellt sicher, dass alle Engagierten wissen, dass sie willkommen sind. Das beginnt mit kleinen Gesten wie einer persönlichen Begrüßung und reicht bis zu strukturellen Maßnahmen wie der Bereitstellung von Schulungsangeboten.
2. Die Ansprechperson für Engagierte
Wissen, wer zuständig ist: Im Zentrum des Riesenrads steht die Ansprechperson – sie ist der Dreh- und Angelpunkt. Ihre Aufgabe ist es, die Prozesse rund um das Engagement zu koordinieren und als Verbindungsglied zwischen den einzelnen Gondeln zu agieren.
Praxistipp: Wenn euer Verein klein ist und ihr keine feste Ansprechperson habt, verteilt die Aufgaben auf mehrere Schultern. Vielleicht gibt es jemanden im Team, der sich um die Informationsverteilung kümmert und eine andere Person, die Fragen beantwortet. So bleibt niemand im Dunkeln und eure Engagierten wissen immer, an wen sie sich wenden können.
3. Bestand und Bedarfe erfassen
Wissen, was man hat und was man braucht: Eine Bestandsaufnahme zeigt, welche Aufgaben übernommen werden und wo Lücken bestehen.
Praxistipp: Nutzt Aufgabenprofile, um Klarheit zu schaffen. Lasst beispielsweise jede Person im Vorstand ihre Aufgaben beschreiben. So vermeidet ihr Missverständnisse und könnt gezielt neue Engagierte für bestimmte Aufgaben gewinnen.
4. Gewinnung von Engagierten
Macht sichtbar, welche Möglichkeiten es für euch gibt und wie ihr potenzielle Engagierte ansprechen könnt.
Praxistipp: Nutzt den Impulsbeitrag zur Gewinnung junger Engagierter , um wertvolle Tipps und Strategien zu finden.
5. Vereinbarungen: Kennenlernen, Entscheiden und Ansprechen
Habt ihr Interessierte gefunden, folgt das gegenseitige Kennenlernen. Hier werden Erwartungen geklärt und Vereinbarungen getroffen, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten wissen, worauf sie sich einlassen.
Praxistipp: Führt ein strukturiertes Erstgespräch. Fragt nach den Interessen und Motivationen der Engagierten und stellt eure Organisation und die Aufgaben klar vor. So legt ihr den Grundstein für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.
6. Ankommen im Engagement
Die ersten Wochen im Engagement sind entscheidend. In dieser Phase müssen neue Mitglieder integriert und unterstützt werden, damit sie sich in ihrem neuen Umfeld zurechtfinden.
Praxistipp: Eine „Ankommensmappe“ kann Wunder wirken. Sie sollte alle wichtigen Informationen enthalten: von Ansprechpersonen über Aufgabenbeschreibungen bis hin zu praktischen Tipps für den Alltag in eurer Organisation.
7. Begleitung und Anerkennung
Anerkennung, Wertschätzung und kontinuierliche Begleitung sind zentrale Aspekte, um die Motivation eurer Engagierten aufrechtzuerhalten.
Praxistipp: Kleine Gesten können Großes bewirken. Zum Beispiel könnt ihr unsere „thänks.Karten“ nutzen, um euren Engagierten ein persönliches Dankeschön zu überreichen – sei es nach einer erfolgreichen Veranstaltung oder als Motivation zwischendurch.
8. Verabschiedung
Auch das Ende eines Engagements sollte gut gestaltet sein. Die Verabschiedung ist der Moment, bei dem ihr eure Dankbarkeit ausdrücken und gleichzeitig Raum für Reflexion bieten könnt.
Praxistipp: Überlegt euch, wie ihr den Abschied gestalten wollt. Ein Engagementnachweis, ein kleines Geschenk oder ein Abschlussgespräch zeigen, dass ihr die geleistete Arbeit wertschätzt.
Engagementförderung Schritt für Schritt gestalten
Jede Organisation ist einzigartig, mit ihren eigenen Voraussetzungen, Ressourcen, Haltungen und Werten. Deshalb gibt es keine „Einheitslösung“ für Engagementförderung. Das Riesenradmodell bietet eine Struktur, die ihr an die Bedürfnisse eurer Jugendverbandsarbeit anpassen könnt. Ziel ist es, einen Ansatz zu entwickeln, der zu euch passt und eure Engagierten motiviert.
Wenn ihr Engagementförderung in eurer Organisation anstoßen möchtet, ist es wichtig, dass ihr als Team zusammenarbeitet. Setzt euch gemeinsam an einen Tisch und klärt, was ihr unter Engagementförderung versteht und welche Anpassungen sinnvoll wären. Nur wenn alle an einem Strang ziehen, könnt ihr die besten Ergebnisse erzielen.
Um Schluss noch ein letzter Tipp, der banal klingen mag aber viel zum Erfolg beiträgt: Beginnt mit einer ersten Veränderung. Setzt euch kleine, erreichbare Ziele und arbeitet Schritt für Schritt. Es geht nicht darum, alles auf einmal zu schaffen, sondern darum, nachhaltige und sinnvolle Schritte zu gehen.
Kontakt
Ihr wollt euch auf den Weg machen und im Riesenrad mitfahren? Dann nichts wie los. Auf der Homepage von volisco findet ihr zum Riesenrad der Engagementförderung Handreichungen mit Praxisbeispielen und einem Leitfaden zur Durchführung. Bei weiteren Fragen oder Unterstützungsbedarf könnt ihr an das Team von „The Länd of Young Ehrenamt“ wenden.
Weiterführende Links
Die Handreichungen sind online abrufbar unter: https://www.volisco.de/233_Handreichungen.htm (Projektbüro VOLISCO c/o Akademie für Ehrenamtlichkeit)
Hier gibt es noch ein Erklärvideo zum Modell: https://vimeo.com/824756963