Kurzzeitiges und projektbasiertes Engagement im Verein ermöglichen
Kurz mal anpacken – das passiert in nahezu jedem Verein und Verband. Ob die Schicht im Getränkezelt, der Materialfahrdienst zum Zeltlageraufbau oder eine kurze Unterstützungsaufgabe im Vereinsalltag: Viele Tätigkeiten sind zeitlich begrenzt, unkompliziert und nicht an ein Amt gebunden. Kurzzeitiges und projektbasiertes Engagement ist damit längst Bestandteil der Jugendverbandsarbeit – oft, ohne dass wir es bewusst so wahrnehmen.
Gerade in diesen kleinen, gut begrenzten Aufgaben steckt ein großes Potenzial: Sie senken die Hürde für Menschen, die Engagement zunächst ausprobieren wollen, und ermöglichen erste Erfahrungen im Ehrenamt, ohne sofort eine langfristige Verantwortung zu übernehmen.
Die Ergebnisse des Projektberichts NEOBE unterstreichen diesen Befund: Junge Menschen wenden sich nicht vom langfristigen Ehrenamt ab, sondern wählen eine ausgewogene Kombination aus kontinuierlichem und kurzzeitigen Engagement – je nach Lebensphase. Kurzzeitige Einsätze ergänzen somit die klassischen ehrenamtlichen Rollen und gehen häufig fließend ineinander über.
Dieser Impuls lädt euch ein, den Blick für die vielen kleinen Engagementmöglichkeiten in euren Vereinen und Verbänden zu schärfen – und zu prüfen, wie ihr sie bewusst gestaltet und als niedrigschwellige Einstiege nutzen könnt.
Den Blick schärfen: Welche kleinen Aufgaben stecken schon in eurem Verein?
Damit kurzzeitiges und projektbasiertes Engagement gut genutzt werden kann, braucht es zuerst einen klaren Überblick: Welche Aufgaben gibt es bei euch, die sich für kurze, überschaubare Einsätze eignen? Vieles davon entsteht ganz automatisch im Vereinsalltag – doch erst eine bewusste Sichtung macht deutlich, wo Einstiegsmöglichkeiten liegen.
Hilfreich ist es, die anfallenden Tätigkeiten einmal zu sortieren. Typischerweise zeigen sich drei Bereiche:
- Wiederkehrende kleine Aufgaben: Dazu gehören zum Beispiel Materialkisten nach einer Gruppenstunde sortieren, kleinere Reparaturen im Gruppenraum, Technik vor einer Veranstaltung testen oder Geburtstagskarten an Engagierte schreiben.
- Aktionstage und Veranstaltungen: Hier entstehen zeitlich klar begrenzte Aufgaben wie die Standbetreuung bei einem Infostand, ein Helfereinsatz beim Auf- oder Abbau, die Betreuung einer Spielstation oder ein Transportdienst – etwa für Material von der Geschäftsstelle zum Veranstaltungsort.
- Projektbezogene Tätigkeiten: Dazu zählen Aufgaben, die sich über einen überschaubaren Zeitraum erstrecken, zum Beispiel das Mitgestalten eines Ferienprogramms, die Mitarbeit bei der Renovierung eines Jugend- oder Vereinsraums oder eine temporäre Unterstützung in der Öffentlichkeitsarbeit rund um ein spezifisches Event.
Wenn ihr diese Aufgaben einmal bewusst sammelt und zuordnet, entsteht eine Übersicht: Welche Tätigkeiten sind unkompliziert? Welche erfordern Vorkenntnisse? Wo reicht eine kurze Einweisung, und wo braucht es eine feste Rolle? Diese Sortierung erleichtert nicht nur die Planung, sondern macht es auch leichter, realistische Aufgabenpakete zu schnüren.
Aufgaben klar beschreiben: Wie werden kurze Engagement-Einsätze konkret und verständlich?
Sobald klar ist, welche Aufgaben bei euch im Verein oder Verband entstehen, stellt sich die nächste Frage: Wie können diese Tätigkeiten so beschrieben werden, dass neue Ehrenamtliche sofort verstehen, worauf sie sich einlassen? Gerade bei kurzzeitigen Einsätzen zählt, dass Informationen schnell erfassbar sind.
Allgemeine Formulierungen wie „Wir suchen Helfer*innen“ bleiben dafür oft zu unpräzise. Hilfreich sind klare, realistische Beschreibungen – beispielweise in Form von Rollenprofilen. Sie funktionieren ähnlich wie kleine Stellenausschreibungen und bündeln die wichtigsten Informationen auf einen Blick.
Hilfreiche Leitfragen für ein Rollenprofil können sein:
- Worum geht es genau?
- Wie viel Zeit braucht es – einmalig oder über einen kurzen Zeitraum?
- Was muss man mitbringen?
- Warum lohnt es sich, dabei zu sein?
Die Nonprofitkiste hat dazu einen ausführlichen Beitrag veröffentlicht, der zeigt, wie Rollenprofile im Verein sinnvoll eingesetzt werden können – einschließlich einer Checkliste, mit der ihr passende Profile für eure Aufgaben entwickeln könnt.
Solche Beschreibungen machen nicht nur transparent, was erwartet wird – sie erhöhen auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich jemand angesprochen fühlt.
Auch Einblicke in den Vereinsalltag können hilfreich sein. Der Deutsche Alpenverein zeigt in einer Fotostory, wie ein Einsatz auf einer Hütte aussieht. Solche Einblicke machen Aufgaben greifbar und helfen Interessierten, realistisch einzuschätzen, ob die Tätigkeit zu ihnen passt.
Perspektivwechsel: Wie sichtbar sind eure Einstiegsmöglichkeiten?
Ob jemand auf eine Engagementmöglichkeit aufmerksam wird, hängt stark davon ab, wie auffindbar und verständlich die Informationen nach außen sind. Viele Hinweise, die für Vereinsmitglieder selbstverständlich wirken, sind für Außenstehende nicht unmittelbar ersichtlich. Deshalb lohnt es sich, den eigenen Auftritt einmal bewusst aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Stellt euch einmal die Frage: Würdet ihr – ohne eure Vereinsbrille – verstehen, wie man bei euch einsteigen kann?
Ein kurzer Blick auf die eigene Website oder den Instagram-Kanal kann daher aufschlussreich sein:
- Wird klar, was euer Verein macht?
- Ist erkennbar, wo und wie man mitmachen kann – und an wen man sich dafür wendet?
- Werden Aufgaben so beschrieben, dass auch neue Interessierte sie verstehen?
Ein solcher Perspektivwechsel gelingt am besten, wenn ihr nicht allein darauf schaut. Holt euch Rückmeldungen von Menschen, die eure Strukturen nicht gut kennen: aus dem Freundeskreis, von Kolleg*innen oder von jungen Menschen aus einem anderen Kontext.
Gut sichtbar, gut erreichbar: Wie eure Angebote junge Menschen finden
Damit kurzzeitige und projektbezogene Aufgaben tatsächlich Menschen erreichen, müssen sie dort platziert werden, wo junge Menschen unterwegs sind. Dazu braucht es vor allem Kommunikationswege, die schnell, direkt und alltagsnah funktionieren.
Vier Wege bewähren sich in der Praxis besonders:
- Social Media (zum Beispiel Instagram-Stories): Stories sind kurzlebig, niedrigschwellig und werden häufig konsumiert. Mit einem Satz und einem Bild lässt sich sofort vermitteln, worum es geht.
- Persönliche Ansprache: Ob in Gruppenstunden, beim Treffen im Jugendhaus oder zwischendurch: Eine gezielte Frage („Hast du am Samstag 30 Minuten Zeit für den Aufbau?“) wirkt oft stärker als jeder digitale Aufruf und senkt die Hemmschwellen.
- Steckbriefe an vertrauten Orten: Sucht euch Orte aus, an denen sich junge Menschen regelmäßig aufhalten, etwa im Jugendhaus, Vereinsheim oder Probenraum.
- Messenger-Broadcasts (WhatsApp, Signal): Informationen landen direkt auf dem Handy, sind schnell lesbar und ermöglichen unkomplizierte Rückmeldungen.
Zum Schluss: Begleitung, Wertschätzung und kleine Anerkennungsschritte
Der erste Kontakt prägt, wie sich Menschen im Verein aufgehoben fühlen. Eine Ansprechperson, eine kurze Einweisung oder ein freundlicher Empfang können bereits ausreichen, um den Einstieg angenehm zu gestalten.
Genauso wichtig ist Wertschätzung. Sie muss nicht groß oder aufwendig sein: ein persönliches Dankeschön, ein kurzer Rückblick in der Story oder ein Foto im Jahresbericht zeigen, dass der Einsatz zählt. Solche kleinen Gesten stärken das Gefühl, dazuzugehören und erhöhen die Wahrscheinlichkeit weiterer Schritte im Engagement
Kurzzeitige und projektbezogene Aufgaben ersetzen langfristiges Ehrenamt nicht – aber sie schaffen erste Kontaktpunkte und eröffnen Wege ins Engagement, die sich mit der Zeit weiterentwickeln können.
wir von The Länd of Young Ehrenamt unterstützen wir euch dabei, solche niedrigschwelligen Wege ins Engagement sichtbar zu machen und weiterzuentwickeln. Wenn ihr Fragen habt, Beispiele teilen möchtet oder Unterstützung braucht, meldet euch jederzeit gern bei uns.
Literaturangaben
Akademie für Ehrenamtlichkeit Deutschland im fjs e.V. (Hrsg.) (2023). Förderung von ehrenamtlichem und freiwilligem Engagement. Eine Handreichung: https://player.edudesk.de/Book/volisco_hr10_verabschiedung
Meschke, Tobias und Heike Roth. 2023. Arbeitshilfe. Kurzzeit-Engagement in unserer Organisation planen. Hrsg.: Landesweites Kompetenzzentrum Engagement, Der Paritätische Schleswig-Holstein.
Neu, Marc, Daniel Schubert und Sören Petermann. 2024. Rein digital, nur gelegentlich oder im Ausland? Neue Formen des freiwilligen Engagements junger Menschen in Stadt und Land. ZEFIR. https://www.deutsche-stiftung-engagement-und-ehrenamt.de/wp-content/uploads/2024/07/Projektbericht-NEOBE_Endfassung.pdf