Impuls: Demografischer Wandel

Welche Schlüsse wir für die Jugendverbandsarbeit ziehen können

Der demografische Wandel geht uns alle an und er zeigt seine Wirkung! In Baden-Württemberg altert die Bevölkerung, sodass die Gruppe junger Menschen aktuell immer kleiner wird. Dies wirft auch für die verbandliche Kinder- und Jugendarbeit Fragen und Diskussionsthemen auf, die in diesem kurzen Impuls aufgemacht werden. Als Grundlage wird die aktuelle Studie des KVJS von 2023 herangeführt. Was wir über die Bevölkerungsentwicklung wissen müssen und was es mit regionalen Unterschieden auf sich hat.

Der Kommunalverbandes für Jugend und Soziales (KVJS) in Baden-Württemberg erhebt regelmäßig Daten zur Bevölkerungsentwicklung und fokussiert dabei unter anderem die Lebenslagen von Kindern, Jugendlichen und Familien. Zuletzt wurde 2023 ein Bericht veröffentlicht, der wichtige Erkenntnisse bereitstellt.

Der demografische Wandel ist in Deutschland maßgeblich durch die Geburten- und Sterberate, eine steigende Lebenserwartung der Bevölkerung sowie durch Aus- und Zuwanderung gekennzeichnet. Soweit erstmal nichts Neues.

Durch die Entwicklung der genannten und weiterer Faktoren kommt es, dass im Jahr 2020 in Baden-Württemberg erstmalig mehr ältere Menschen über 65 Jahren lebten, als junge Menschen unter 21 Jahren. Kinder und Jugendliche stellen folglich in Baden-Württemberg bereits jetzt eine Minderheit dar. Der demografische Wandel ist kein Phänomen der Zukunft mehr – er zeigt Wirkung!

Spürbare Veränderungen bei unter 27-Jährigen in Baden-Württemberg

Die Jugendverbandsarbeit richtet sich an junge Menschen bis zu 27 Jahren. Diese Altersgruppe schrumpft – allerdings nicht in allen Alterssegmenten gleich:

  • Die Altersgruppe junger Menschen unter 21 Jahren hat in den Jahren 2000 bis 2020 Verluste von minus 9 Prozent zu verzeichnen“ und
  • „Die Bevölkerungsvorausrechnung geht davon aus, dass die Altersgruppe junger Menschen unter 21 Jahren bis 2030 um voraussichtlich 4 Prozent anwachsen wird.
grafische Darstellung der Bevölkerungsverteilung in verschiedenen Altersgruppen
Usslepp, Nele. 2023. Kinder- und Jugendhilfe im gesellschaftlichen Wandel. Demografische Entwicklungen und Lebenslagen in Baden-Württemberg. Stuttgart: Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg. S. 19.

Eine Unterteilung der Altersgruppe in kleinere Untergruppen zeigt also, dass die prozentualen Veränderungen von 2020 bis 2030 sehr unterschiedlich ausfallen: Während bei den 6- bis unter 18-Jährigen durchaus von einem Wachstum der Altersgruppe ausgegangen wird, vermutet man für die 21- bis unter 27-Jährigen einen Rückgang von minus 9 Prozent.

Diese Altersgruppe junger Menschen von 21 bis 27 spielt jedoch für die Jugendverbandsarbeit eine zentrale Rolle. Denn die jungen Erwachsenen übernehmen häufig Leitungs- und Verantwortungsaufgaben bei Freizeiten und im Verein/Verband.

Auch bei den 18- bis unter 21-Jährigen wird ein durchschnittlicher Bevölkerungsrückgang in den Jahren 2020 bis 2030 von minus 3 Prozent in Baden-Württemberg prognostiziert. Die Betonung liegt dabei auf dem Wort durchschnittlich. Denn die Veränderungen schlagen sich nicht in allen Regionen Baden-Württembergs gleich nieder: Während beim Landkreis Ostalbkreis beispielsweise ein Rückgang von minus 15 Prozent erwartet wird, zeigt die voraussichtliche Veränderung der Population in mehreren Stadtkreisen sowie in den Landkreisen Lörrach und Böblingen sogar einen leichten Zuwachs.

Regionale Unterschiede sind schließlich ebenso zu berücksichtigen wie Unterschiede einzelner Untergruppen in der Gesamtaltersgruppe der unter 27-Jährigen.

Veränderungen – was nun, was tun?

Die Zahlen des Berichts verdeutlichen ganz klar: Insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene werden zunehmend ein „knappes Gut“. Sie zu erreichen, für Beteiligung und/oder Engagement zu begeistern und auch in der verbandlichen Kinder- und Jugendarbeit einzubinden, bedarf großer Bemühungen und noch viel mehr einer attraktiven und einer für die Zielgruppe ansprechenden Ausrichtung der Angebote.

Hierzu müssen sich Gedanken gemacht, Ressourcen gebündelt, Kooperationen eingegangen, Arbeitsschwerpunkte angepasst und Erfahrungen ausgetauscht werden. Sei es zu „neuen“ Formen der Zielgruppenansprache beispielsweise im digitalen Raum oder auch im Zuge der Auswirkungen des Ganztagsförderungsgesetzes auf Jugend und Jugendverbandsarbeit.

Außerdem rückt bei der Ansprache junger Menschen weiter die Frage in den Fokus, wie allen Kindern und Jugendlichen Zugang zur verbandlichen Kinder- und Jugendarbeit ermöglicht werden kann. Dies geht auch aus dem Bericht des KVJS hervor.

Die Förderung und Arbeit mit jungen Menschen aus sozial benachteiligten Lebenslagen und denjenigen mit Migrationsgeschichte, wird dahingehend noch bedeutender. Sie entspricht weiterhin dem Anspruch an eine weltoffene, diversitätsorientierte und gleichberechtigte Kinder- und Jugendverbandsarbeit und bezieht zugleich die Herausforderungen des demografischen Wandels ein.

Auch die Frage nach attraktiven Angeboten und Formaten und vor allem: der Weiterentwicklung von Gremienarbeit, muss immer wieder neu und vor allem zusammen mit der Zielgruppe gestellt werden. Welche Ideen kommen euch in den Sinn? Lasst es uns gerne wissen! Unsere Kontaktdaten findet ihr auf unserer Homepage

Weiterführendes: Veranstaltung am 30.1. und Literaturtipps

Wer tiefer in das Thema eintauchen möchte ist herzlich eingeladen, sich für die Veranstaltung „Verbandliche Kinder- und Jugendarbeit im demografischen Wandel“ anzumelden. Sie findet statt am Dienstag 30.01.2024 von 16:00 bis 17:30 Uhr, online. Die Anmeldung findet ihr bei der Akademie der Jugendarbeit.

bpb, 2022. Demografischer Wandel. Das Lexikon der Wirtschaft. kurz & knapp.

Bujard, Martin. 2022. Die Folgen des demografischen Wandels. Informationen zur politischen Bildung. Nr. 350.

Destatis. 2024. Demografischer Wandel. Wiesbaden: Statistisches Bundesamt.

Usslepp, Nele. 2023. Kinder- und Jugendhilfe im gesellschaftlichen Wandel. Demografische Entwicklungen und Lebenslagen in Baden-Württemberg. Stuttgart: Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg.